Die "Rückkehrdepression" - Wie hat es sich bei mir angefühlt & was hat mir geholfen?
Aktualisiert: 4. Feb. 2020
Hallo ihr Lieben,
letzte Woche, 3. Juli 2019, ist es genau ein Jahr her! Genau vor einem Jahr kam ich, zusammen mit meiner Kiwi (Spitzname für Menschen aus Neuseeland, da dort Kiwis wachsen, Frucht und Tier :D), James, zurück nach Deutschland. Dieses Jahr war für uns beide das wohl emotionalste Jahr in unserem Leben.
Während meiner 3 Jahres Reise habe ich schon oft von dem Mythos der Depression gehört. Der Depression zurück in das "alte" Leben zu kommen. Viele meiner Reisefreunde sind bereits vor mir zurück nach Deutschland gekommen und haben mir davon erzählt. Ja und obwohl man schon viel darüber gehört hat und sich davon ein Bild machen kann, ist das tatsächliche Erleben dieser Phase nochmal etwas ganz anderes.
Wie war es für mich wieder zurück zu kommen?
Räumlich gesehen könnte es nicht schlimmer gewesen sein. Denn wir sind zu meinem Vater gezogen (Papa, ich Liebe dich! :D). Das erste Mal nach 16 Jahren wieder bei meinem Papa wohnen und das erste Mal nach 6 Jahren wieder "zu Hause" eingezogen zu sein. Das war nach diesen 3 Jahren Unabhängigkeit eine große Umstellung. Auch für meinen Papa - Danke, dass du uns 6 Monate aufgenommen hast!
Emotional war es wie eine Trennung zu meinem "neuen" ich. Einem ich, was ich 3 Jahre lang gelebt habe, eine Maike, die ich nie gedacht hätte kennen zu lernen. Eine Maike, die mutig ist, immer wieder über ihre eigenen Grenzen hinaus wächst und einfach unglaublich viel gelernt hat. Über die Welt, über Menschen, über sich selbst.
Wer hatte schon mal eine Trennung mit so richtig viel Herzschmerz? Nur mit dem Unterschied, dass ich vor meinem "alten" und dem "neuen" ich nicht einfach eine Tür zu machen kann oder eine Nummer löschen oder einfach aus dem Weg gehen kann. "So, alte Maike, das war´s. Deine Emotionen und deine Gefühle sind damit passé." oder "So, neue Maike, hier bist du nun und musst mit dem Leben, welches die alte Maike geführt hat, klar kommen. Vergiss die letzten 3 Jahre, war alles nur ein guter Film."
Was ich auch lernen musste, die Rückkehr war auch gleichzeitig die Trennung von meinen 3 wichtigsten Freunden. Einer der Hauptgründe warum ich zurück gekommen bin, waren diese 3 Menschen. Vermutlich waren die Freundschaften schon vor meiner Rückkehr zerbrochen, nur wollte ich es nicht wahr haben und habe mir eingeredet, "Wenn du wieder da bist, wird das schon alles wieder...". Nein, die Wahrheit ist leider bei vielen Reisenden so, wir verändern uns, genau so wie sich unser altes Umfeld verändert. Es hat mich Monate gekostet, bis ich vergeben habe. Bis ich verstanden habe, es ist ok! Ich kann im Guten los lassen und vergebe mir und den anderen. Menschen kommen und gehen aus deinem Leben und aus all diesen Begegnungen lernt man für sein weiteres Leben.
Da ist also ganz schön viel los im Kopf. Dazu kommen noch Fragen wie:
Was mache ich jetzt, wie werde ich hier wieder glücklich, was für einen Job möchte ich machen, wer bin ich eigentlich???
Ja die Frage, "Wer bin ich eigentlich...?". Diese Frage hatte ich auch schon vor meiner Reise. Nur habe ich sie damals auch nicht beantworten können. Ok und dann 3 Jahre später mit noch viel mehr Erfahrung die gleiche Frage. Unmöglich, denkt man da oder?
Nein - nicht unmöglich aber eine menge Arbeit!
Was hat mir geholfen?
Freunde & Familie:
Durch die Reise habe ich nicht nur Freunde verloren, sondern bereits bestehende Freundschaften haben sich gestärkt und neue Freunde sind dazu gekommen. Während der Zeit in der es mir nicht gut ging, war es einfach schön diese Menschen zu haben. Persönliches Dankeschön geht an Layla und an Raisa!!! Durch euch beide habe ich an Freundschaft geglaubt und ihr habt mir so viel Kraft gegeben indem ihr einfach nur da wart und immer ein offenes, neutrales Ohr hattet. So wunderschöne Ohren als Freunde sollte jeder haben! :)
Layla, du bist meine persönliche Superheldin, was du rockst mit deiner Tochter ist der Wahnsinn! Mein Respekt dir und deinem Leben gegenüber ist RIESIG! Du bist ein Beispiel dafür, dass es immer einen Weg gibt und sich kämpfen lohnt :)!
Raisa, ich bewundere dich so sehr! Deine Erfahrungen sind so viel tiefer als meine und trotzdem bist du immer zu 100 % für deine Mitmenschen da! Du kannst unglaublich stolz auf dich sein! Deine sensible Art ist deine Stärke, denn ich kenne kaum Menschen, die so ehrlich, aufrichtig und loyal sind wie du!
Natürlich war in all dieser Zeit auch mein Partner James für mich da. Mensch, wir hatten harte Zeiten und es ist immer noch eine Challenge aber wir halten zusammen und reden offen und ehrlich über alles! Danke das du in meinem Leben bist und immer für mich da bist!
Meine Eltern haben sich getrennt, da war ich 9 Jahre alt. Deshalb gab es in meinem Leben nie wirklich so etwas wie "Familienzusammenhalt" und nach meiner Rückkehr gab es noch einiges, was ich mit meinen Eltern klären wollte und auch getan habe. Diese Gespräche waren lange nötig und sie haben mir jede Menge kraft gegeben. Kraft, die Vergangenheit zu akzeptieren und ohne Vorwürfe mir oder meinen Eltern gegenüber zu leben.
Meine Oma! Ihre Lebensgeschichte lässt meine Sorgen und Probleme pupsig aussehen und lässt mich realisieren, wie gut es mir geht und das ich Dankbar sein kann.
Meine Therapeutin:
Das Erste war, mir einzugestehen, alleine schaffe ich das nicht! Ich brauche Hilfe von jemanden der mir hilft. Der mir hilft, diesen negativen, vorwurfsvollen, traurigen Gedankenkreis zu durchbrechen! Es gibt Menschen, diese helfen dir durch ganz gezielte Fragestellungen. Damit du deine eigenen Lösungswege aus dem Tief findest. Diese Menschen nennen sich Therapeuten. Meine Therapeutin hat mir so unglaublich viel geholfen und ich kann jedem empfehlen, mach den ersten Schritt und erkenne, es ist OK sich Hilfe zu suchen. Einfach bei eurer Krankenkasse anrufen und nach diesem Thema fragen. Meine Krankenkasse hat mir den kostenfreien Lotsendienst empfohlen. Für Frankfurt und Rhein-Main-Gebiet anrufen bei 069 40050000. Diese schauen nach Therapeuten in deiner Nähe und geben dir Kontaktdaten. So kannst du ein erstes unverbindliches Gespräch anfragen.
Nicht stehen bleiben:
Zurück im Arbeitsalltag / Alltag - bleib dir treu! Arbeite stetig weiter an dir. Fange Hobbies an, die du während dem Reisen gemacht hast. Verbinde dich mit Menschen, die genau das Gleiche durchgemacht haben. Es gibt eine Menge da draußen, ich bin einer von denen. Hättest du mich vor einem Jahr getroffen, hättest du mich vermutlich nicht erkannt. Ich habe mich aus den Augen verloren und habe selbst nicht an mich geglaubt. Je mehr du heraus findest, was du magst und was du nicht magst, umso mehr kannst du dir auch hier im Alltag helfen. Was macht dir Spaß? Mach das! 1 x die Woche, 2 x die Woche... Ist es, spazieren gehen, malen, kochen, lesen, tanzen, singen... Egal was aber bleibe nicht stehen. Es ist Überwindung seinen Po hoch zu bekommen aber es lohnt sich!
Finde zu dir selbst:
Je mehr du weißt, wer du bist, desto mehr weißt du auch, was du willst, wo du hin möchtest und was deine Ziele sind. Wie machst du das? Nutze Podcasts, Blogs, Vlogs, Instagram um dich inspirieren zu lassen. Mich hat Laura Malina Seiler total inspiriert, ihr Podcast und auch ihr 4-Wöchiges Programm "Rise up & shine University". Tausche dich aus und gehe offen auf Menschen zu, die das machen, was du machen möchtest. So habe ich tolle Menschen kennen gelernt.
Arbeite daran, deine Vergangenheit zu heilen. Schaue in dich hinein und fange an Frieden zu schließen. Mit Menschen die dich verletzt haben und mit dir selbst. Wir machen alle Fehler, lerne daraus und mache es besser. Denn:
Hurt people, hurt people.
Breche den Kreis und entscheide dich dazu, hier und jetzt ein guter Mensch zu sein. Jeden Morgen kannst du aufwachen und sagen, "Heute werde ich es anders machen.", "Ich kann hier und jetzt etwas gutes tun, für mich und meine Mitmenschen!".
Erfolg hat drei Buchstaben:
TUN.
J.W. von Goethe
Ich freue mich auf eure Nachrichten & eure Erfahrungen.
Tschakka und viel Liebe
Maike
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